Bewerbungen (Hierzu gibt es viele Ratgeber, deshalb nur ein paar besondere Tipps)
Vorstellungsgespräche per Video
Der Virus sorgt dafür, dass viele Bewerbungsgespräche digital per Video gemacht werden. Wie stellst Du Dich am besten darauf ein? Wenn Du es gewohnt bist, mit Freunden und Verwandten mit Bild zu telefonieren, dann solltest Du schon genug Übung darin haben. Nutzt Du diese Möglichkeit normalerweise nicht, dann ruf zur Übung ein paar Freunde per Videocall an, damit Du die Scheu verlierst. Das hat noch einen Vorteil: Du machst Dich mit der Technik vertraut. Dass Du diese beherrscht und sie auch beim Interview reibungslos funktioniert, ist wichtig. Dauernde Gesprächsabbrüche, am Anfang ist das Mikrofon aus oder Laptopbatterie leer, führen nicht zu einer guten Atmosphäre in der Diskussion mit Deinem möglichen neuen Chef. Achte darauf, dass der Raum hinter Dir aufgeräumt ist und Du wie zum persönlichen Vorstellungsgespräch gekleidet bist. Viele von uns nehmen allein wegen der Kleidung eine bessere Körperhaltung ein und sind geistig konzentrierter. Im Video können etwas längere Gesprächspausen als normal entstehen. Nutze diese, um einige vorbereitete Fragen zu stellen. Dein Blick sollte immer wieder in Richtung Kamera gehen, denn dann schaust Du Dein Gegenüber an. Blickst Du immer nur auf den Bildschirm (in seine Augen), hast Du nie den richtigen Blickkontakt, der im Gespräch wichtig ist. Da das ungewohnt ist, leg einen kleinen Zettel unsichtbar vor Dich hin, der Dich erinnert, ab und zu in die Kamera zu schauen. Dann gutes Gelingen!
Netzrecherche zum neuen Chef
Dass Personalabteilungen vor einer Einstellung im Netz schauen, was sie über einen Bewerber finden, ist bekannt. Auch der Bewerber sollte sich vor einem Vorstellungsgespräch mit den Inhalten der Firmen-Website vertraut machen, das wird erwartet. Keiner will Zeit damit verschwenden, etwas zu erklären, was auch schon auf der Firmen-Website zu lesen ist. Ich empfehle einem Bewerber aber auch, im Netz nach Informationen über seinen neuen direkten Chef zu suchen, sobald er/sie dessen Namen kennt. Für Zufriedenheit im Job sind massgeblich auch das Verhalten und die Eigenschaften des Vorgesetzten entscheidend. Wie bei Produktbewertungen im Internet solltest Du die Informationen zurückgelehnt lesen. Es gilt zu unterscheiden, ob es sich wie bestellt anhört oder ob ein Einzelner einfach seinen Frust abgelassen hat. Du musst nicht mit diesem Wissen im Gespräch prahlen, aber es hilft Dir, die richtigen Fragen zu stellen und am Ende die bessere Entscheidung zu fällen.
Einschätzung des Gesprächspartners
Kleider machen Leute. Wer gut angezogen und frisiert vor Dir sitzt, beweist nur, dass sie/er Geschmack hat, es sich leisten kann und es ihm/ihr wichtig ist. Sonst nichts! Evtl. steckt auch nur ein guter Berater in Kleidungsfragen dahinter. Auch die Sprache kann ein gut antrainiertes Mittel sein, um Eindruck zu schinden. Ich verlasse mich bei meiner Einschätzung auf zwei Dinge. Intuition oder Bauchgefühl ist das erste. Innerhalb von wenigen Sekunden sagt mir mein Bauch, ob ich den Menschen vor mir mag oder nicht, bevor überhaupt mein Verstand einsetzt und beurteilt. Allein die Begrüssung, das erste Aufeinanderzugehen macht dieses Bauchgefühl aus. Ich passe dabei auf, dass es nicht von den zuvor beschriebenen Äusserlichkeiten beeinflusst wird. Ich traue dieser Intuition (Im Buch gehe ich im Kapitel 10 „Wenn das Glöckchen klingelt“ näher darauf ein). Zum zweiten höre ich in dem folgenden Gespräch einerseits intensiv zu und gleichzeitig beobachte ich die Körpersprache meines Gegenübers. Ich vergleiche das Gesagte immer damit, ob der Körper und das Gesicht das Gleiche aussagt. Diese Übereinstimmung nehmen wir als authentisch wahr. Ein Mensch kann sich mit hoher Konzentration maximal ein paar Minuten verstellen (das nennt der Volksmund gute Miene zum bösen Spiel) aber dann kommt in der Körpersprache das „wahre Gesicht“ durch. Kleine Bewegungen der Augen, im Gesicht, der Hände und im Körper verraten Dir, ob es zur gemachten Aussage passt oder nicht. Genauso macht es übrigens Dein Gegenüber, wenn er Deine Aussagen beurteilt. Wir lernen das Deuten der Körpersprache von Kindesbeinen an. Siehst Du das Gesicht eines traurigen oder fröhlichen Menschen, dann weisst Du sofort, wie seine Stimmung ist. Aber es lohnt sich, diese Beobachtunggabe immer im Alltagsleben weiter zu üben. Denn Du brauchst immer mehrere Hinweise, um die Körpersprache zu deuten. Beispiel: sitzt jemand mit verschränkten Armen vor Dir, kann die Person damit Ablehnung signalisieren, einfach bequem sitzen oder sie friert. Es gibt noch mehr Bedeutungen dieser Haltung. Also darfst Du Dich nicht auf einen Hinweis verlassen, Du brauchst mehrere Beobachtungen, um Dein Gegenüber zu deuten.
Unternehmenskultur
Darüber kann man mehr als ein Buch schreiben. Für Dich ist wichtig, dass Du als erstes herausfindest, in welch einer Kultur Du arbeiten möchtest (schreib es auf). Als zweites vergleichst Du das mit dem Unternehmen, in dem Du arbeitest oder zu dem Du gehen willst. Die Kultur ist sehr wesentlich vom obersten Chef der Firma abhängig. Er und sein direktes Team prägen die Vorgehensweise im Unternehmen. Die Spanne reicht von „der oberste Boss muss immer gefragt werden“ bis hin zur Freiheit der einzelnen Mitarbeiter, im Rahmen ihrer Tätigkeiten selbst zu entscheiden. Und es gibt dazu auch die passenden Mitarbeiter. Manche geben die Verantwortung gerne ab, andere gehen gerne ihren eigenen Weg zum Ziel. Die Unternehmensform ist nicht unbedingt eine klare Richtschnur, wie die Kultur tatsächlich ist. Aber Du musst dazu passen, damit Du Dich wohlfühlst. Schöne blumige Darstellungen auf Firmenseiten entsprechen nicht unbedingt der Wahrheit, beziehungsweise sind Leitbilder, wo die Führung gerne hin möchte. Und dahin kann der Weg noch ziemlich weit sein. Frag in Deinem Vorstellungsgespräch, wie Dinge in dem Unternehmen gehandhabt werden. Nimm ein Beispiel aus Deinem Berufsalltag, das Dir bei Deinem jetzigen Arbeitgeber nicht passt (das sagst Du aber nicht). Dann kannst Du prima vergleichen.