Der Angst ins Auge sehen
Die Angst nutzen
Ich bin schon wieder da. Mir vernebeln zwar noch die Schmerztabletten nach der Operation etwas das Hirn, aber das ist ein gutes Stichwort. Die Angst vor einem neuen Beruf/Arbeitgeber/Chef vernebeln auch manchem Leidenden den positiven Blick in die Zukunft. Was da alles passieren und schief gehen kann. Ja, da könnte auch mal ein Rückschlag dabei sein. Aber die Ängste, die mancher hat, sind meist völlig übertrieben. Und vor allem sind sie beherrschbar. Angst ist ein gesunder Zustand aus der Zeit, als Menschen noch in Höhlen gelebt haben. Nichts wie weg mit Hilfe von viel Adrenalin , wenn der Säbelzahntiger kam. Aus derselben Zeit stammt auch unsere Vorsicht vor Unbekanntem. Eine Frucht, die ich nicht kenne, esse ich nicht. Sie könnte giftig sein. Die Angst mit ihrem Adrenalinausstoss brauchen wir in unserer Zivilisation nur noch sehr selten. Die Vorsicht ist ein guter Partner, wenn man etwas Neues probiert. Sie macht uns auf die Punkte aufmerksam, die schief gehen könnten (auf eine Liste schreiben). Für jedes dieser Themen können wir dann eine oder mehrere Massnahmen entwickeln, damit das Problem gar nicht erst auftritt. So hilft uns die Vorsicht, das Ganze erfolgreich zu gestalten. Angst dagegen lähmt Dich und ist meist ein schlechter Ratgeber. Lass die Vorfreude auf den Erfolg grösser sein als die Furcht vor dem Scheitern.
Der Plan nimmt die Angst
Wir gingen vor einigen Jahren auf schwere Zeiten zu, nur wusste es noch keiner. Ich war Geschäftsführer und spürte, dass es für die gesamte Firma bald noch viel schwieriger werden würde, als es ohnehin schon war. Eine existenzielle Krise stand vor unserer Tür (kommt in den Corona-Zeiten wohl fast jedem bekannt vor). Wir haben deshalb mit meinen Kollegen innerhalb weniger Tage einen Plan ausgearbeitet und genau beschrieben, wo wir hin wollten und was wir im Einzelnen wann machen wollten. Ziel war es, als Firma heil und verbessert durch die Krise zu kommen und alle Arbeitsplätze dabei zu erhalten. In einer Betriebsversammlung haben wir allen Mitarbeitern erst reinen Wein eingeschenkt und dann den Plan erläutert. Am Anfang waren alle geschockt: so schlecht kann es in den nächsten Monaten/Jahren kommen? Das wurde durch die präsentierten Fakten aber schnell als leider realistisch eingeordnet und damit waren alle im Boot. Beim Ziel waren sich alle einig, so sollte es sein. Aber die Diskussionen der nächsten Tage auf den Fluren gingen um den Plan, denn der enthielt für alle (Alle? –wirklich alle) auch manche Kröte. Bei den Massnahmen kamen aus den Gesprächen noch eine ganze Reihe guter Vorschläge dazu, die in den Plan eingeflossen sind. Und mit dem Plan stieg die Zuversicht bei der Mannschaft, dass wir das schaffen. Deshalb haben alle positiv gestimmt mit angepackt. Jeder konnte ständig am schwarzen Brett sehen, wo wir uns in den Wochen/Monaten danach in Bezug auf den Plan befanden und ob und wie es unsere Lage verbesserte. Ängste und Sorgen waren natürlich da, aber die haben uns nicht bei der Bekämpfung der Krise behindert. Wir haben sie in Energie umgewandelt. Warum erzähle ich das?
Die meisten Leser werden zustimmen, dass eine Firma in der Situation einen solchen Plan braucht und er dabei hilft, sich mit Zuversicht und Konzentration aus der Krise zu arbeiten. Und warum fällt es dann vielen so schwer, sich selbst den entscheidenden Schubs zu geben, für den eigenen Beruf ein Ziel und einen Plan zu erstellen, obwohl das genauso viel Sinn machen würde? Haben die wirklich nicht genug Zeit? Ist es ihnen einfach unwichtig? Gibt es ständig etwas Dringenderes? Ist die Angst vor etwas Neuem so gross? Ist die Gesundheit durch den falschen Job oder die falsche Firma nicht schon genug beeinträchtigt/geschädigt? Puh, das sind beabsichtigt harte Geschütze.
Ängste verkleinern
Angst ist für Situationen wichtig, in denen unser Leben direkt bedroht ist, ansonsten blockiert sie uns. Ausser bei Lebensgefahr existiert sie nur in unserem Kopf. Was heisst hier nur? Sie lässt uns inaktiv zurück. Du hast letzte Woche vielleicht/hoffentlich Deine Lebensträume aufgeschrieben. Schreib auf einen Extrazettel, welche Ängste Dich bewegen, wenn Du Deine Träume anschaust. Geh einfach Punkt für Punkt durch die Traumliste. Lies dann erst weiter. Warnung: Das hier ist kein Weg, wenn Du unter Angststörungen leidest, damit gehörst Du bitte zum Arzt.
Die Ängste sind da und lassen sich nicht einfach wegwischen. Es ist aber ein wichtiger Schritt, sich dieser bewusst zu werden. Einen sichtbaren Widersacher kannst Du besser bearbeiten. Ist eine Angst auf Deiner Liste, zu der Du ein paar Ideen hast, wie Du sie verkleinern kannst? Wenn ja schreib diese Ideen auf und setze sie um. Nur für diese eine Angst. Helfen tut bei dieser Übung die Frage: Was ist das Schlimmste, was bei Deinen Befürchtungen passieren könnte? Was kannst Du tun, um dieses Risiko zu verkleinern oder ganz zu eliminieren? Ist Deine Massnahmenliste fertig, dann setze sie um und schau, ob Deine Angst jetzt kleiner wird und Du das Risiko als nur noch so gering einschätzt, so dass Du Dich traust, diesen Traum tatsächlich zu verwirklichen. Das wird kein Thema von Minuten sein, sondern Dich eine Weile beschäftigen. Aber für einen Traum sollte es das wert sein. „Die meisten Dinge, die es wert sind, getan zu werden, sind schwierig“. Wenn das für Dich funktioniert, dann probiere es mit der nächsten Angst aus. Was hat das mit „Glücklich im Beruf“ zu tun? Es hat häufig mit Ängsten und Befürchtungen zu tun, dass wir uns nicht trauen, unseren Beruf zum Besseren zu verändern.