Kleine Übungen um eine neue Perspektive zu finden
Meine Wohlfühlfaktoren
Die Frage aus dem letzten Beitrag: „Wo willst Du hin?“, ist vielleicht ohne Anleitung (dazu gibt es das Buch) zu gross, zu umfangreich zum schnellen Beantworten. Versuchen wir es mit etwas Naheliegendem. Zu viele Menschen sind unzufrieden in ihrem Job. Warum das so ist, das ist für jeden von uns anders. Stell Dir vor, eine Person macht jeden Tag genau dieselben Dinge, immer nach demselben Muster. Für den einen ist das berechenbare Stabilität, für jemand anderen einfach nur langweilig. Deshalb möchte ich Dich heute mit einer Frage zum Nachdenken anregen: Wie muss Deine Arbeit und das Umfeld sein, damit Du Dich wohlfühlst? Damit ist nicht der Beruf selbst gemeint, welcher es ist, sondern die Wohlfühlfaktoren, wie in dem kleinen Beispiel zuvor. Was muss unbedingt gegeben sein? Nimm einen Zettel und schreib es auf, das hilft dem Gehirn bei der Verarbeitung und Du kannst den Zettel immer wieder zur Hand nehmen. Fällt Dir das schwer und es kommt erst einmal nichts? Dann drehen wir das Ganze einfach um. Was stört Dich in Deinem heutigen Arbeitsumfeld, an Deiner Tätigkeit? Schreib erst einmal diese Sachen auf. Da fangen die meisten sofort an zu schreiben. Anschliessend nimmst Du jeden der Negativpunkte und notierst das Gegenteil, das was Du stattdessen haben möchtest. Ist es Dir bei der Arbeit zu unruhig, zu viel Durcheinander? Dann brauchst Du ein ruhigeres Plätzchen zum Arbeiten oder Deine tägliche Arbeit muss besser organisiert werden, oder, oder….., damit Du ein ruhigeres Arbeiten bekommst. Das werden für jeden von uns ganz andere Dinge sein. Welche Eigenschaften müssen Dein Job und das Drumherum haben, damit Du Dich darin wohlfühlst?
Kinder wissen, was sie wollen
Wenn Du mit Menschen zusammen kommst, die Dir noch fremd sind, dann hörst im ersten Gespräch häufig die Frage: „Was machst Du?“. Dann erzählen die meisten vom Beruf. Manche stöhnen über Ihren harten Job, andere erzählen mit Begeisterung, was sie machen. Letztere scheinen für diesen Lebensabschnitt die für sie passende Berufung gefunden zu haben. Sie können ihre Talente, die sie von Geburt an hatten und die sie sich im Laufe der Kindheit erworben haben, ausleben und nutzen. Ich möchte mich aber aus dem Streit der Wissenschaft heraushalten, ob Talente bei der Geburt schon alle feststehen oder nicht. Denn das spielt für Dich und mich keine Rolle. Entscheidend ist, ob wir diese kennen und bewusst einsetzen. Das tust Du sehr wahrscheinlich, wenn Du mit Begeisterung von Deiner Arbeit erzählst. Wenn nicht, dann ist es eine gute Übung in die Kindheit zurückzuschauen. Was hast Du gerne gemacht, was konntest Du besonders gut? Fällt Dir nichts ein? Frag Deine Eltern, Geschwister, Freunde, die Verwandtschaft, alle die Dich damals erlebt haben. Sie werden Deine Erinnerung mit ein paar für Dich überraschenden Erkenntnissen auffrischen. Danach schau Deinen Job an, ob Du in dem Deine Talente einbringen kannst. Wenn nicht, hast Du eine Erklärung für die fehlende Begeisterung und Du kannst darüber nachdenken, wie Du das verbessern kannst.
Einfach mal Träumen
Was würdest Du mit Deinem Leben anfangen, wenn Du es einfach aussuchen könntest, ohne Einschränkungen? Fang einfach mal an zu träumen, was das ist, wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden. Das ist völlig unabhängig davon, wie alt Du bist, es geht auch nicht direkt um den Beruf. Setzt Dich an einen ruhigen Platz, mach wenn Du willst Deine Lieblingsmusik an, stell Dir einen gemütlichen Tee/Kaffee oder ähnliches neben Dich und schreib alles, was Dir einfällt, auf einen grossen Zettel. Denk nicht drüber nach, einfach laufen lassen. Wichtig ist, dass Dein Handy auf stumm geschaltet in einem anderen Zimmer liegt (es stört, nur weil es da ist, Deine Konzentration erheblich). Und fang nicht an, über das nachzudenken, was Du auf den Zettel schreibst, denn das lenkt Dich ab. Einfach weiter schreiben, bis Du leer bist. Das kann eine ganze Weile dauern. Es gibt auch Menschen, die das in Bewegung am besten können. Dann steht einfach auf und beweg Dich und geh nur zum Schreiben an den Tisch oder nimm einen Zettel und Stift mit auf einen Spaziergang. Fortsetzung im Bereich „Der Angst ins Auge sehen“ unter „Wovor hast Du Angst?"
„I HAVE A DREAM!“
Du kennst wahrscheinlich diesen berühmten Satz von Martin Luther King, eine Hoffnung und Inspiration für Millionen Menschen nicht nur in den USA. Doch das Leben und sein Mörder waren brutal, der Anführer der Afroamerikaner konnte nicht mehr selbst versuchen, seinen und den Traum vieler seiner Leidensgenossen wahr werden zu lassen. Vielleicht hätte er die Kraft und das Einfühlungsvermögen gehabt, ihn für sich und seine Anhänger umzusetzen. Sein Tod setzte seinem Traum ein jähes Ende, denn leider fehlte seitdem ein Anführer wie er bzw. die Situation hat sich kaum verbessert (Black Lives Matter).
Ich bin manchmal sehr direkt, wenn ich eine Botschaft vermitteln möchte und heute ist das so. Wann Deine oder meine Zeit zu Ende ist, das wissen wir nicht. Nur weil die statistische Lebenserwartung sich ständig weiter Richtung 80 Jahren und darüber bewegt, heisst das nicht, dass Du oder ich dabei sind. Es kann morgen zu Ende sein, bevor wir unsere Träume verwirklichen konnten. Ich habe mit 14 Klassenkameraden zusammen meinen Schulabschluss gemacht. Beim Treffen nach 10 Jahren (wir waren noch nicht einmal 30 Jahre alt) waren wir nur noch 13, denn 2 weilten durch einen Verkehrsunfall und einen bösartigen Krebs nicht mehr unter uns. Beim 40 jährigen Treffen waren wir nur noch 11 Lebende. Es schützt uns Menschen, dass wir den Tod verdrängen, denn die ständige Angst würde uns sonst noch früher ins Grab bringen. Aber unsere Vernunft sollte uns sagen, dass wir besser mit der Verwirklichung einiger unserer Träume nicht warten. Es könnte sonst auch in jungen Jahren, wie das Beispiel meiner Klasse zeigt, zu spät sein. Kann Dir nicht passieren? Doch, kann es leider. Warte nicht mit Deinem Traum, ob im Beruf oder einem anderen Teil Deines Lebens. Aber Träumen ist noch nicht aktiv zu sein, heisst noch nicht, dass unsere Träume Wirklichkeit werden. Mach eine möglichst kurze Liste mit Träumen, damit Du Dich nicht in der Menge verlierst (oder vergibt eine Reihenfolge von 1 bis wie viele es auch immer sind). Viele Wünsche sind gar nicht von einem dicken Bankkonto abhängig. Wenn Du Glück hast und sie realisieren kannst und darfst, kannst Du später noch welche hinzufügen. Fang mit dem Dir wichtigsten an, ihn zu definieren, organisieren und zu realisieren, damit Du auf Deinem Sterbebett sitzen kannst mit einer Liste vor Dir, an der sehr viele Haken sind – ein erfülltes Leben. Worauf wartest Du?
Was macht Dich stolz?
Fortsetzung vom Post „Der Plan nimmt die Angst“ (siehe Archiv Abschnitt Umgang mit Angst): Der Plan für die Firma aus der Krise zu kommen, ist mehr als aufgegangen. Bereits ein Jahr später mussten wir sehr viele zusätzliche Mitarbeiter einstellen, um unsere Kunden gut bedienen zu können. In der Phase der Neueinstellungen hat mich ein altes Augenleiden für 3 Monate durch 2 Operationen komplett ausser Gefecht gesetzt. Ich erinnere mich an meinen ersten Arbeitstag danach. Vorsichtig habe ich versucht, wieder Tritt zu fassen. Ich sass an dem Tag sehr früh zum Mittagessen in unserer Kantine, sie war fast noch leer. Und dann kamen die verschiedenen Bereiche gestaffelt zum Essen. Ich sass fast unbemerkt und völlig fasziniert in einer Ecke. Zwischen all den bekannten Gesichtern kamen ganz viele für mich unbekannte Mitarbeiter herein, die während meiner Krankheit neu angefangen hatten. Der Anblick ist eine der schönsten und emotionalsten Erinnerungen an meine Arbeit. Ich war stolz auf das, was wir alle zusammen erreicht hatten.
Es ist garantiert für jeden etwas anderes, auf das sie/er stolz ist, wenn es erreicht ist. Überleg mal, was es bei Dir ist. Das kann in sehr vielen verschiedenen Bereichen sein: Freunde, Familie, Hobby, Sport, Beruf … Findest Du diese Momente heraus, die Dich mit Stolz erfüllen, dann hast Du wieder einen guten Gradmesser gefunden, welche Berufung zu Dir passen könnte. Kleine Bemerkung der Vorsicht: Es geht nicht darum, was andere meinen wie Eltern, Lehrer, Freunde… Worauf bist Du stolz, was lässt Dich aufrecht durchs Leben gehen?
Hinter meiner Maske
Lebst Du das (berufliche) Leben, was Du leben könntest oder möchtest? Oder das, was Du nach aussen hin versuchst darzustellen? Wir alle tragen eine Fassade vor uns her und halten eine Maske vor dem Gesicht (nicht die Corona-Maske). Wir versuchen, ein Bild abzugeben, von dem wir meinen, damit werden wir von anderen positiv beurteilt, werden so geliebt oder so müssten wir unserer Meinung nach sein. Eine weitere Funktion ist der Schutz vor Verletzungen, denn die Fassade und die Maske sind wie eine Mauer, durch die ein anderer nicht hindurchsehen oder eindringen kann. Manchmal versuchen wir unbewusst, uns vor uns selbst zu verbergen. Damit unterdrücken wir die Dinge, die nach unserer Ansicht nicht sein dürfen, die wir uns nicht erlauben.
Bei mir sitzt hinter der Maske manchmal der kleine Junge, der von Abenteuern träumt, der seine Freiheit haben will. Wer oder was sitzen hinter Deiner Fassade? Häufig macht die Mauer die Dinge nicht nur für andere unsichtbar, sondern auch für uns selbst. Damit haben wir leider den Zugang zu unseren Träumen und zu unserem Glück verstellt. Bei manchem muss es umgekehrt formuliert werden, der Weg heraus aus dem Unglück liegt im Nebel. Gerne würden wir unser Leben besser machen, aber wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Sich einzugestehen, dass auch Du eine Maske trägst, ist die erste Voraussetzung, dass Du eine Chance hast, einen Blick hinter die Fassade zu erhaschen. Dort gibt es einiges zu entdecken. Was verbirgst Du vor anderen und vor allem vor Dir selbst?